Bauen

Anlagenbau


Wer eine Anlage konsequent nach Vorbild aufbauen möchte, der sollte darauf achten, dass ein ausreichend dimensionierter Raum zur Verfügung steht, der nicht nur die gesamte Anlage aufnehmen kann, sondern auch noch genug Raum für den Betrieb und für Besucher bietet.
Für einen gelungenen Gesamteindruck ist dabei ein wichtiger Aspekt zu berücksichtigen: die Modellradien. Man ist gut beraten, wenn alle im Sichtbereich liegenden Modellradien den Originalradien entsprechen (in unserem Fall 250 oder 300 Meter), und alle Stationsgleise in maßstäblicher Länge aufgebaut werden. Und wie man eine Anlage vorbildgerecht aufbauen könnte, zeigt die folgende Beschreibung. Viel Spaß!


Bauabschnitt A    l    Station Hölle

Am Eingang zum Höllental lag einst die beschauliche Station Hölle, die sich gestützt durch das starke Ambiente des Gästehauses «König David» dem Besucher des Höllentals nachhaltig einprägte. Aus diesem Grund wurde diese Station in verschiedenen Publikationen bevorzugt vorgestellt und gab der Station Lichtenberg das Nachsehen. Anscheinend liegt das an der kompakten Erscheinung und der sich damit bietenden Möglichkeit im Maßstab 1:87, alles auf die «Platte» zu kriegen. Mit dem nachfolgenden Foto von der Station Hölle möchte ich einen Nachbau anregen.

Bild 2.1
Dieses Foto entstand zur späten DRG-Zeit, wahrscheinlich um 1932,
mit Station und «König David», auch Preußner's genannt.
Ansichtskarte (Echt-Foto): Sammlung Horst W. Bauer


Die Station Hölle ist im gezeigten Beispiel in 10 Segmente aufgeteilt, und zwar mit der Einfahrt aus Richtung Marxgrün (Segment 6), sowie alle Gebäude wie DWG, Abort und Station Hölle (Segment 4, 8-10); das Gästehaus „König David“ stellt man am besten zeichnerisch auf dem Hintergrund dar. Sodann folgen die Segmente 1-3 und 7 mit dem Gästehaus/Herberge Herbolzheimer (Schnittmodell > rotes Dach, Segment 7) und den dazugehörigen landwirtschaftlichen Gebäuden, sowie die Ausfahrt in Richtung Lichtenberg (Segment 1).
Alle Segmente sind unter Berücksichtigung der Gleisjochlängen und -radien (KPEV 12 m Gleisjoch, Bauart 10a) auf die erforderlichen Maße gebracht, auch im Weichenbereich (Segment 1+5).

Bild 2.2
Gleisplan Station Hölle 1930 mit Segmenteinteilung und Schnittangabe.
Alles, was auf dem Gleisplan zu sehen ist, ist absolut maßstäblich
angelegt - auch die Standorte der Gebäude!


Bild 2.3
Illustrierter Schnitt A-B zum abgebildeten Gleisplan in Bild 2.2.


Bild 2.4
Gimmick am Rande: Hier bin ich bei der Arbeit.  ;-))


Bauabschnitt B    l    Höllental

Diese Synthesis ist eine sehr bauintensive Aufgabenstellung und erfordert einen „langen Atem“. Dass dabei die Fertigung von weit über 300 Bäumen angesagt ist, sei nur nebenbei erwähnt. Allerdings wird man nach Erledigung dieser Aufgabenstellung mit starken Eindrücken fahrender Züge in einer grandiosen Landschaft belohnt. Wie das Ganze einmal aussehen könnte, sollen die folgenden Illustrationen zeigen.

Anmerkung: Die Illustrationen beruhen auf tatsächlichen Vorbildmaßen und sind absolut maßstäblich angelegt. Beim Anlagenbau sollte das seine uneingeschränkte Umsetzung finden.


Bild 2.5
Erste Handskizze der Synthesis Tunnel-Viadukt-Tunnel aus
dem Jahr 1999, als Vorlage für weitere Arbeiten am Mac.


Bild 2.6
Nächster Schritt: Anlegen einer Illustration am .


Bild 2.7
Finale Illustration Segmentanlage


Bauabschnitt C    l    Blechschmidtenhammer

Bei diesem Bauabschnitt ist man gut beraten, wenn man das Bauvorhaben auf drei Baulose festgelegt. Das erste Baulos könnte den Muschwitz-Viadukt, den Gasthof Blechschmidtenhammer, den Bauernhof und die Fachwerkscheune des Säge- und Mühlenwerks umfassen (links auf dem Gleisplan); außerdem gehört auch noch das Dienstwohngebäude (DWG) samt Weiche dazu. Anschließend könnte Baulos 2 mit dem Stationsbereich folgen, sodann das dritte Baulos mit der Selbitzmühle (im Plan rechts) mit anschliessender Streckenfortführung. Man kann sich aber auch alles nach eigenen Vorstellungen festlegen.
Die folgenden Zeichnungen und Illustrationen sollen Hilfestellung für ein mögliches Bauvorhaben sein, gestützt durch Baufotos der ehemaligen Spur 1 Anlage.

Das Vorbild

Der Blechschmidtenhammer ist ein ca. 1 Kilometer östlich von Lichtenberg gelegener Stadtteil, der sich über die Selbitzmühle und Friedrich-Wilhelm-Stollen hinaus erstreckt. Zu diesem Bereich gehören auch die Station Lichtenberg mit Dienstwohngebäude, der Gasthof Blechschmidtenhammer, ein ehemaliger Bauernhof mit separater Stallung und eine Fachwerkscheune des Säge- und Mühlenwerks, um nur einige zu nennen. Für das Gelingen des Modellbauprojekts ist es erforderlich, dass alle genannten Gebäude erstellt werden, um die Authentizität und das Ambiente zu wahren.

Station Lichtenberg/Ofr.

Bild 2.8
Gleisplan Station Lichtenberg in maßstäblicher Länge
für einen Aufbau Segmentbauweise.


Bild 2.9
Zeichnerische Darstellung Baulos 1.


Bild 2.10
Morgendämmerung im Stationsbereich zu Zeiten der DRG. 1930 kamen links
gegenüber der Laderampe ein in den Fels gehauenes Lager für Bierfässer und
etwas oberhalb davon gelegen eine Reichsbahn-Kaue hinzu. Im umgebauten
Gw 02 (rechts) wurden u. a. Schmierstoffe, Brennholz und Kohle gelagert.


Bild 2.11
Darstellung der Einfahrt in die Station Lichtenberg. Den Gasthof
und das Hofgut mit Scheune habe ich bewusst nicht eingeblendet,
weil man sonst das Stationsgelände nicht sehen würde.


Bild 2.12
Anlagenbau Spur 1: Der Viadukt über die Muschwitz mit Stationseinfahrt Lichtenberg
auf meiner alten Spur 1 Anlage mit Pappdummies vom Gasthof und Hofgut.


Bild 2.13
Damals noch mit „Kaninchendraht“ oder Fliegengitter (Gaze).


Gasthof Blechschmidtenhammer

Im Jahr 1901 fiel der alte Blechschmidtenhammer (siehe AK unten) einem Feuer durch Funkenflug zum Opfer, ausgelöst durch eine bei Streckenbauarbeiten eingesetzten Lokomotive, und brannte fast vollständig nieder. Der damalige Eigentümer Moritz Neumeister baute den Blechschmidtenhammer sofort wieder auf und konnte den neugebauten Gasthof 1903 seiner Bestimmung übergeben. Dieser Gasthof ist unverändert erhalten geblieben und heute noch in Betrieb.

Bild 2.14
Alte Ansichtskarte aus dem Jahr 1901 mit dem alten Blechschmidtenhammer und
dem Säge-/Mühlenwerk. Hinter dem Säge-/Mühlenwerk befindet sich der Bauernhof,
und ganz links erkennt man das Dienstwohngebäude mit seinem Nebengebäude.
Ansichtskarte (Repro): Sammlung Horst W. Bauer


Bild 2.15
Dieses Foto zeigt den komplett neu erstellten Blechschmidtenhammer im Jahre 1903
noch ohne Putz, links erkennt man das Läutewerk Bauart Hattemer.
Foto (Repro): Sammlung Horst W. Bauer


Bild 2.16
Der Gasthof Blechschmidtenhammer aus Richtung Station Lichtenberg gesehen.


Bild 2.17
Die Westseite des Gasthofs.


Bild 2.18
Der Gasthof von der Hofseite aus gesehen.


Bauernhaus, Stallung und Fachwerkscheune

Im Stadtteil Blechschmidtenhammer befand sich auch ein Bauernhof mit Stallung, an den sich eine wunderschöne zum Säge- und Mühlenwerk gehörende Fachwerkscheune anschloss. Alles zusammen verleiht das einer Anlage ein ganz starkes Ambiente. Von den möglichen Szenengestaltungen mit Figuren und Fuhrwerken einmal ganz abgesehen. 

Bild 2.19
Planungszeichnung des Hofgut Blechschmidtenhammer (Ostseite) so wie er
sich bis etwa 1910 darstellte. Zum Vergleich siehe Ansichtskarte oben.


Bild 2.20
Weitere Ansicht der baulichen Situation, wie sich diese
gegen Ende der 1920er Jahre darstellte. Die Fachwerkscheune
wurde in den 50er Jahren abgerissen, der Zeitpunkt ist unbekannt.


Bild 2.21
So wunderschön die Scheune mit ihrem Fachwerk auch ist, so bedeutet
das Erstellen des Modells viel Arbeit, aber auch jede Menge Bastelspaß!


Bild 2.22
Zeitdokument aus den 1950er Jahren als Vorlage für die Anlagenplanung.
Rechts zeigen sich die Reste von den Betriebsgebäuden des Säge- und
Mühlenwerks, im Hintergrund sieht man die Straße nach Blankenstein.
Foto (Repro): Sammlung Horst W. Bauer


Bild 2.23
. . . so zeigte sich die Situation im Jahre 2008. Lediglich der Schuppen
von den ehemaligen Betriebsgebäuden des Säge- und Mühlenwerks
blieb erhalten, welcher zu einer Garagenanlage umgebaut wurde
(Vergleich Bild 2.22).


Bild 2.24
Ansichtskarte aus dem Jahr 1920, kurz vor der Streckenübernahme
durch die DR (DRG erst ab 1. April 1924!).
Ansichtskarte: Sammlung Horst W. Bauer


Bild 2.25
Ansicht Westseite samt Gasthof Blechschmidtenhammer mit
korrektem Straßengefälle. Die Gebäude zwei und drei von links
wurden aufgrund einer Straßenverbreiterung abgerissen, wodurch
ein weiteres Stück Authentizität verloren geht!
Die Fachwerkscheune wurde in den 1950er Jahren abgerissen.


Bild 2.26
Diesen Dummy habe ich schon vor einiger Zeit gebaut,
um Proportionen und Modellausmaße zu ermitteln. 


Selbiltzmühle

Am Ausgang des Stadtteils Blechschmidtenhammer in Richtung Holzstoff-Fabrik Hölle liegt die Selbitzmühle mit ihren zahlreichen Wirtschaftsgebäuden (auf dem gezeigten Foto teilweise verdeckt), die unbedingt auf die Anlage gehören, wenn auch nur in Teilen, ansonsten würde atmosphärisch etwas fehlen. In kleineren Maßstäben ist eine komplette Darstellung möglich, was damals auf der Spur 1 Anlage nicht durchführbar war.

Bild 2.27
Die Selbitzmühle im Jahr 1929 aufgenommen. Diese Aufnahme zeigt
einige Details, die ich im Anlagenplan berücksichtigt habe,
wie z. B. den Treppenaufgang zur Straße nach Lichtenberg und den
kleinen Viadukt über den Lohbach.
Foto: Sammlung Horst W. Bauer


Mehr über das Höllental erfährt man in Heft 1 der Schriftreihe Frankenwald - Bayerns grüne Krone (Frankenwaldverein e. V.) mit dem Titel „Das Höllental“ von Herta Vogel, welches 1989 im Ackermann Verlag Hof erschienen ist.

Eintrag 29.04.2016: Der Verlag ist erloschen.



Modus Operandi    l    Art der Durchführung

Es ist schon etliches zum Landschaftsbau auf einer Modellbahnanlage in der Fachpresse geschrieben worden, allerdings war für mich nie die richtige Methode dabei gewesen, auch ansatzweise nicht. Deshalb habe ich in trivialer Weise den Anlagenbau betrieben, was zu einem erheblichen Gewicht der Anlage oder Module führte. Vor Jahren fand ich endlich meine Seelenheil im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, nachdem ich intensiv im «Netz» recherchiert hatte. In vielerlei Videos zeigen die amerikanischen Kollegen, wo's lang geht, und zwar in beeindruckender Art und Weise. Daraus habe ich mir die für meine Belange innovativste Technik angeeignet und möchte diese Technik kurz erörtern.
Nach dem Aufbau des Geländes mit gewöhnlichen Kartonstreifen und Malerkreppband wird das Gelände mit Holzleim eingestrichen, der gewünschte Untergrund aufgebracht - z. B. Sand oder «Erde» (Holzstreu) - und sofort mit entspanntem Wasser eingenebelt.
Auf dieselbe Weise wird das berühmte Gemisch (Holzleim/Wasser/Spülmittel) direkt im Anschluss aufgesprüht oder mit einer Spritze (mühsam) eingebracht. Die Oberfläche ist nach dem Trocknen steinhart (hard shell) und man muss schon bohren, um etwas Grünes pflanzen oder einen Mast setzen zu können. Ich spreche aus Erfahrung – zumindest ist das so, wenn man die genannten Werkstoffe verwendet. Diese Bauweise hat einen unschlagbaren Vorteil: Wenig Gewicht! Für Modul- oder Segmentbauweise einfach genial.
Unter «Holzstreu» ist ein Gemisch aus feinem Sägemehl und Buchenholzasche zu verstehen. Ralph Reppingen machte das ebenso - guckst du hier ab 10' 25''. Den Bericht über seine Schmalspuranlage sollte man sich in voller Länge gönnen, es lohnt sich.

Dass es aber auch anders geht, zumindest könnte man mit dieser Technik im Super-Schwergewicht antreten, hat ein TV-bekannter Modelleisenbahner bewiesen. Er nahm Leinentücher und legte diese über die Spanten (Spanplatte, was sonst) seiner H0-Anlage, rührte grobes Sägemehl in einen Eimer mit Holzleim und färbte das Gemisch auch gleich (kotz)grün ein. Diese «flüssige Spanplatte» strich er dann satt auf die Leinentücher, wobei etliche Eimer «flüssiger Spanplatte» auf der Anlage verarbeitet sein dürften. Ob er allerdings dann immer noch selig lächelt, wenn die Anlage einmal im Zuge eines Umbaus oder einer Ortsveränderung bewegt werden muss, wage ich sehr zu bezweifeln. Da hilft dann nur noch die Kettensäge.




Alle Rekonstruktionen, Zeichnungen, Illustrationen, Fotos und Modellbau: Horst Wilhelm Bauer

Copyright Horst Wilhelm Bauer  •  Alle Rechte vorbehalten